Das veröffentliche Abstract einer „populären“ (d.h. vielzitierten) Arbeit zu Ivermectin und den Sterberaten bei Covid-19 ist auf Wunsch der Verfasser vom „International Journal of Infectious Diseases“ (einer Elsevier-Publikation) zurückgezogen worden. Ohne den üblichen ausführlichen Disclaimer der Herausgaber – statt dessen mit einem der Autoren selbst.
Dieser Vorgang wirft ein bezeichnendes Licht auf die Rezeption wissenschaftlicher Publikationen und das Problem „früher“ Veröffentlichungen, was nicht nur die Praxis von Preprint-Servern betrifft.
In engem Zusammenhang mit meinen beiden letzten (vermutlich ermüdenden) Beiträgen zu Evidenzbasierter Medizin und Homöopathie möchte ich heute noch eine andere Facette des im Grunde gleichen Themas erörtern.
Es endet wohl nie, dass Homöopathie in den Medien und in Diskussionen als „umstritten“ gelabelt wird. Ich gebe zu, dass das bei mir einen sofortigen Abwehr- und Widerspruchsreflex hervorruft. Aber lassen wir uns einmal darauf ein und wehren nicht gleich ab. Offenbar wird ja eine „Kontroverse“ wahrgenommen. Dann wäre als nächstes die Frage: um was für eine Kontroverse handelt es sich? Ist sie legitim, falsch oder womöglich gar irrelevant? Was wäre die richtige Antwort? Gehen wir mal systematisch an die Sache heran.
Wir beginnen mit einem Zitat (es werden noch mehr folgen):
„Ich möchte an dieser Stelle nur darauf hinweisen, dass die durchweg wissenschaftlich ausgebildeten Verfasser „positiver“ homöopathischer Studien ein grundsätzlich taugliches wissenschaftliches Werkzeug unter Ausnutzung dessen Schwachstellen diskreditieren. Ein aus wissenschaftlicher Sicht nicht zu akzeptierendes Verhalten.“
Screenshot aus dem „Rosetta“-Projekt zur Berechnung der Proteinfaltung
Es ist mal wieder an der Zeit, die Entfernungen zu dokumentieren, die die Homöopathie vom wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin trennen. Sonst glaubt hinterher tatsächlich noch einer, Verdunstungsrückstände von Wasser, in dem irgendwann mal Reste irgendeiner Ursubstanz enthalten waren, hätten eine medizinische Wirkung.
Wisst ihr, was das Problem der Proteinfaltung ist?
Proteine sind organische Makromoleküle, also winzige, aber als solche doch ziemlich große Dinger, die aus der Verkettung von Aminosäuren bestehen und von Peptiden (selbst so eine Art Mini-Proteine) zusammengehalten werden. Gibts überall in den organischen Lebewesen. Sie sind so eine Art Schweizer Messer der biologischen Funktionen. Zum Einstieg sei das heute anstelle eines Bildes oben verlinkte Kurzvideo sehr empfohlen.
In jüngster Zeit sind mir wieder Studien bzw. gar zusammenfassende Arbeiten aus dem homöopathischen Universum zu Augen gekommen, die unverdrossen das Lied der Wirksamkeit, ja gar der evidenzbasierten Homöopathie singen. Business as usual, ja. Aber irgendwann…
Gleich zu Beginn die ketzerische Frage: Wozu machen Homöopathen eigentlich ihre Studien? Scheren sie sich um deren wissenschaftliche Bewertung? Nehmen sie zur Kenntnis, dass ihre „Ergebnisse“ keinerlei Auswirkungen auf die medizinische Praxis außerhalb des homöopathischen Universums haben? Ja, ziehen sie überhaupt selbst Konsequenzen aus den Ergebnissen ihrer eigenen Studien und Reviews?
Die wissenschaftsbasierte Homöopathiekritik des Informationsnetzwerks Homöopathie und seines Umfeldes hat in den letzten Jahren in nie dagewesenem Umfang die Argumente dargelegt, die die Homöopathie nach dem Urteil der Mehrheit der weltweiten Wissenschaft als eine medizinisch irrelevante Scheintherapie qualifizieren. Dabei wurden zwei Ziele verfolgt: Aufklärung der über Jahrzehnte hinweg des- und fehlinformierten Öffentlichkeit über den wirklichen medizinisch-wissenschaftlichen Stellenwert der Homöopathie und Kritik an den verfestigten Strukturen, die die Homöopathie seit Jahrzehnten derart begünstigen, ja privilegieren, dass sie bislang ihre Position im öffentlichen Gesundheitswesen unangefochten erhalten konnte. „Homöopathie – was für einen Diskurs führen wir eigentlich?“ weiterlesen
Aufmerksame Leser dieses Blogs werden sich noch an den Namen Oleg Epstein erinnern können. Richtig, das ist der „Pharmaunternehmer“ aus Russland, der mit verschwurbelten Bezeichnungen irgendwelche ominösen „Hochpotenzen“ bevorzugt in den USA zum Patent einreicht, daraus Fantasiemittelchen produziert und die passenden Studien mit ein paar Kumpels aus der wissenschaftlichen Szene gleich auch noch selbst verfasst. Den ursprünglichen Artikel dazu hatte ich mit „Fake – Homöopathie – Fake“ betitelt. „Hochpotenzen, Ratten und eine Menge Unsinn“ weiterlesen
Bei „Homöopathie online“, dem Portal des Zentralvereins homöopathischer Ärzte, ist ein längerer Beitrag mit dem Titel „Wir können zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen beitragen“ erschienen. Es handelt sich um ein Interview mit dem homöopathischen Arzt Dr. Wolfgang Springer (1).
Ich habe früher schon darauf hingewiesen, dass es eine Frage der Zeit sei, bis die Vertreter der Homöopathie mit etwas Derartigem an die Öffentlichkeit treten würden, wenn es auch schon hier und da eher vorsichtige, nichtsdestoweniger obsolete Vorstöße gab. Auch diesem Interview wird vorangestellt, dass zuvörderst die Empfehlungen des RKI in der Corona-Krise Maßstab für ärztliches Handeln sein müssten. Was nach anfänglicher – sagen wir mal, Verwirrung in der homöopathischen Szene dann letztlich doch erst einmal zum vorläufigen Konsens erhoben wurde. Nun, man hätte ja auch schlecht etwas anderes schreiben können. Diese Einleitung ist jedoch in Bezug auf die sich inzwischen abzeichnende Entwicklung irrelevant und leicht als taktisches Schutzschild auszumachen.
Die Homöopathieanhänger finden nichts dabei, einer Methode das Wort zu reden, die sich in ihrem eigenen Alltag ständig selbst widerlegt. Eine erstaunliche Form von Glaubensfestigkeit.
Häufig weisen Kritiker darauf hin, dass Homöopathie als Methode vor allem deshalb schon a priori obsolet sei, weil ihre Grundlagen gegen naturgesetzliche Gegebenheiten, gegen wissenschaftlich erstklassig abgesicherte Erkenntnisse verstoßen, die sich täglich, stündlich, sekündlich in unser aller Alltag manifestieren – nur für die Homöopathie jedoch suspendiert sein sollen. Häufig kommt die Frage nach genauerer Erläuterung dieser Position. Wir wollen es im Folgenden versuchen.
Verehrte Kontrahenten von der homöopathischen Fraktion und Befürworter wissenschaftlicher Revolutionen. Euch scheint bei der Forderung nach einem „Paradigmenwechsel“ in der Medizin, gar einer wissenschaftlichen Revolution in eurem Sinne, etwas entgangen zu sein.
Es wäre hilfreich, die Realität wahrzunehmen. Wir erleben doch einen großen Paradigmenwechsel in der Medizin, einen grundlegenden, der seit längerem anhält und noch nicht abgeschlossen ist und der durchaus als Revolution im Sinne Thomas S. Kuhns angesehen werden kann:
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